Flex
Wie flexibel sollten meine Schäfte sein?
Wenn Sie Tiger  Woods hießen, wäre die Sache einfach: Sie bekämen  von Nike zweihundert Driver  und suchten sich den angenehmsten aus.  Leider ist dieser Weg für die Meisten  nicht praktikabel. Wie lautet  also eine finanzierbare Antwort?
 Die diversen  Internetseiten der Schaft- und Schlägerhersteller  beantworten die einfache  Frage, welcher Flex für eine  Schlägerkopfgeschwindigkeit von zum Beispiel 90  mph der richtige sei,  mit Aussagen, die von R über S und sogar bis X reichen,  oder Sie  bekommen eine 5.0 oder 5.5. Hilfreich ist das nicht.
Buchstaben- (L, A, R, S, X) gegen  Zahlenkodierung (4.0, 5.0,  6.0, 7.0) 
des Flexes
Wenn Sie vor mehr als 20 Jahren mit dem Golfspiel angefangen haben, war die Schlägerwahl einfach: Man wählte Hogan, Wilson oder MacGregor. Oder wenn man etwas ganz exklusives haben wollte, orderte man angefertigte Schläger von Kenneth Smith. Bei der Auswahl des Schaftflexes war es ähnlich einfach. Unter Handicap 15 spielte man S (Stiff), darüber R (Regular). War man schon älter, dachte man über A (Senior) nach. Und Leute wie Jack Nicklaus spielten X (Extra Stiff). Frauen bekamen L (Ladies). Der Golfer konnte keine längen- oder lieangepassten Schläger bestellen, also kein 1 Inch länger und 2° upright. Fühlten sich die Schläger zu kurz an, musste man mehr in die Knie gehen.
Das waren die Zeiten als der Golfspieler noch nicht wusste, dass der Flex auf dem Aufkleber vielleicht nicht richtig oder dass die Schläger eines Satzes nicht aufeinander abgestimmt waren. Auch die Möglichkeit, dass der schlecht bezahlte Arbeiter in der Fertigung mal einen Fehler machen könnte, wurde nicht in Betracht gezogen. Es war normal, dass es ein oder zwei Schläger gab, mit denen man nicht so gut zurecht kam. Es wurde nur nie daran gedacht, die Schuld bei den Schlägern zu suchen, die nicht richtig zum Spieler passten. Clubfitting war noch ein Fremdwort.Um 1973 gab es  einen Vorläufer der Firma Royal Precision — heute  berühmt für ihre Rifle  Schäfte —, die einen neuen Weg zum Messen des  Flexes erfanden. Das  bahnbrechende System bestand aus einer Klemme, die  das Griffende des Schaftes  einspannte und die andere Seite über einem  elektronischen Auge, das die  Schwingungen pro Minute oder kurz CPM  (Cycle per Minute) ermittelte, frei schwingen  ließ. Je höher die  CPM-Angabe, desto härter war der Schaft. Bei der Gelegenheit  erfanden  sie auch noch einen Weg, um die Ergebnisse grafisch darzustellen, das   »Slope Chart«. Die grundlegende Idee hinter dieser Grafik ist, dass man  eine  Koordinate zwischen der Schlägerlänge auf der X-Achse (horizontal)  und der  Frequenz in CPM auf der Y-Achse (vertikal) ermittelt. Dieser  Punkt liegt auf  einer geneigten Linie, die einen bestimmten Schaftflex  repräsentiert. Obwohl  jeder Schaft mit abnehmender Länge härter wird,  gilt die Annahme, dass ein  Schlägersatz zueinander passt, solange die  ermittelten Punkte für die einzelnen  Schläger parallel zu einer Linie  vorgegebener Steigung liegen. Diese  Steigungslinie ist der Schlüssel  zur Anpassung von Schlägern innerhalb eines  Satzes. Wenn man nach  diesem System den passenden Flex in CPM für seinen Driver  sucht, folgt  man einfach der Linie, die durch die Eisen gegeben ist und liest  dann  bei entsprechender Länge die Grafik ab. Hier ein Beispiel eines solchen   Diagramms mit eingezeichnetem Schlägersatz.
Royal Precision folgte damit einem traditionellen Konzept, nach dem Schläger umso härter werden, je kürzer sie sind. Dieses Modell bringt im Ergebnis eine Änderung von etwa 8,6 CPM je Inch innerhalb eines Schlägersatzes. Dies war letztlich dem damaligen True Temper Schaft sehr ähnlich. Es dauerte nicht lange und auch andere Schläger- und Schafthersteller fanden heraus, dass Royal Precision etwas Brauchbares gefunden haben könnten. Zudem war die Frequenzmessung sehr einfach. So waren es hauptsächlich die weniger bekannten Schlägerfirmen, die diverse Schlägersätze mit dem Prädikat „Frequency matched“ bewarben; das klang damals sehr fortschrittlich. Die Golfer schienen sich aber nicht für dieses Thema zu begeistern. Vielleicht auch, weil nicht deutlich wurde, wo der Zusammenhang zwischen Frequenzanpassung und besserem Spiel liegen sollte. Dazu kam, dass die Frequenzmessung nie standardisiert wurde. So benutzten einige Firmen 5 Inch lange Klemmen, andere 7 Inch lange und wieder andere 2 ¾. Einige ließen den Schaft horizontal, andere vertikal schwingen. Dann wurden mal 260g als Gewicht benutzt, mal 205g oder es wurde der passende Schlägerkopf montiert. Jeder bekam unterschiedliche Messergebnisse. Wenn man also nicht die exakten Messbedingungen kennt, bleibt jeder Vergleich zweier Messergebnisse ein Vergleich von Äpfeln mit Birnen.
Der PCS Equalizer Standard
Von diesem Problem war die „Professional Clubmaker´s Society“, kurz PCS, so sehr betroffen, dass eine Initiative, angeführt vom kanadischen Clubmaker David Eagar, versuchte, den Vergleich von Äpfeln und Birnen zu ermöglichen. Heraus kam ein „Equalizer“ genanntes System, das aus einem kalibrierten Schaft und einem dazu passenden Excel-Kalkulationsblatt besteht. Die Handhabung ist sehr einfach: man lässt den kalibrierten Schaft im eigenen Frequenzmesssystem schwingen und trägt das Ergebnis in die Excel-Datei ein. Darauf reformatiert sich das Arbeitsblatt zu einem allgemeingültigen Standard.
Von da an ist die Frequenzmessung mit allen Benutzern des PCS Equalizer Systems vergleichbar und das sind immerhin einige tausend PCS Clubmaker in der Welt. Der PCS Equalizer produziert eine dem alten Royal Precision Standard sehr ähnliche Grafik, nur sind die Zahlen anders skaliert. Der Mittelpunkt des System wurde mit einem Wert von 4.5 für Regular gesetzt. Stiff ist dann 5.5 und Extra Stiff entspricht 6.5. Zur anderen Seite läuft das System mit 3.5 für Senior und 2.5 für Ladies. Der PCS Equalizer wird innerhalb der PCS weiter diskutiert und bei Bedarf durch ein Softwareupdate den neuesten Erfordernissen angepasst.
Die Eingangs erwähnten Empfehlungen der Hersteller zur Schaftauswahl stiften eher Verwirrung als für Vereinfachung zu sorgen. So hat sich herausgestellt, dass die Flexkennzeichnung von Royal Precision gegenüber den Zahlen des PCS Equalizer Systems um ca. 1,5 Flexpunkte härter ausfallen. Wenn man also einen Schaft mit dem Label 5.5 spielt, könnte man gerade mit einem X unterwegs sein. Ähnliche Abweichungen sind bei True Temper und dem Standardschaft Dynamic Gold gefunden worden. Der gerne gespielte S-300 wird auf dem PCS Equalizer häufig als X identifiziert und verlässt bei kurzen Eisen und damit entsprechend hohen Frequenzen schon mal den Anzeigebereich der Grafik. So bleibt die Frage „Wer liegt jetzt richtig?“, wenn es um die Beschreibung des Schaftflexes geht und was, wenn die Schafthersteller die Flexbeschreibung der PCS in Frage stellen? Die Entscheidung liegt bei Ihnen und wem Sie trauen: den Herstellern oder der Erfahrung von tausenden von Schlägerbauern? Fitting Factory kann Ihnen Ihre Schläger gemäß dem PCS Equalizer System vermessen und damit eine allgemeingültige Flexaussage treffen. Selbstverständlich werden von uns gebaute Schläger oder Schlägersätze Ihnen mit einem Ausdruck des PCS Frequenzcharts übergeben.
Andere Meinungen zum Flex
Es gibt eine  Minderheit unter den Schlägerbauern, die der  Meinung sind, dass der konventionelle  Flexverlauf innerhalb eines  Schlägersatzes genau so falsch ist wie das  konventionelle Wissen um den  Schlägerbau. Bei diesen wird der Schlägersatz der  Frequenz eines  „favorisierten“  Schlägers  angepasst. Diese Methode wird auch „flat  line slope“ genannt, da dabei der  Flexverlauf des Schlägersatzes in der  Grafik einer Linie ohne Steigung  entspricht. Die Annahme dabei ist,  dass ein gleich bleibendes Schlaggefühl auch  eine gleich bleibende  Frequenz des Schaftes voraussetzt. Auch für diese Theorie  gibt es  genügend positive Erfahrungsberichte, sodass man sie nicht einfach   verwerfen sollte. In der Diskussion unter den Schlägerbauern hat sich  aber  gezeigt, dass ein solcher Schlägersatz nur für bestimmte Personen  geeignet  erscheint. Das sind vornehmlich solche, denen ein angenehmes  Schlaggefühl im  Treffmoment über alles geht. Hier ein Beispiel eines  solchen Schlägersatzes im  Diagramm.
Die Auswahl des richtigen Flexes
Es wäre schön, wenn der passende Flex leicht zu ermitteln wäre, etwa nach folgender Methode: Man misst die Schlägerkopfgeschwindigkeit und liest den passenden Flexwert aus einer Tabelle ab. Leider ist dieser Weg noch nicht erfunden, denn es bleiben neben diesen Variablen noch andere Kriterien, die die Auswahl in Richtung mehr oder weniger flexibel bewegen können. So sind es unter anderem das Schwungtempo und persönliche Vorlieben, die in den Entscheidungsprozess einfließen. Mit Hilfe eines Launch-Monitors kann man diesen Prozess bis zu einem gewissen Grad objektivieren. Bei Fitting Factory kann mit Hilfe eines solchen Launch-Monitors und Testschlägern eine informierte Empfehlung für einen Flexwert ausgesprochen werden. Dazu lassen wir Sie mit verschiedenen Schlägern Ballserien schlagen, die dann mit dem Launch-Monitor bezüglich Schwunggeschwindigkeit und Ballabfluggeschwindigkeit ausgewertet werden. Den optimalen Flexwert hat man dann ermittelt, wenn beide Geschwindigkeiten ihr Maximum erreicht haben. Da hierbei nicht immer ein eindeutiges Ergebnis ermittelt werden kann, sondern häufig nur ein bestimmter Flexbereich, gibt dann letztlich die persönliche Präferenz für einen Flex den Ausschlag.